Facility Management
Anwendungen einer Blockchain im Immobilienbreich
Am Dienstag habe ich ein Immowebinar mit dem Thema Blockchain moderiert und einige Anwendungsbeispiele in der Immobilienwirtschaft gebracht.
Und weil ich im Nachhinein noch so oft nach Details gefragt wurde, poste ich hier die Use-Cases – ausnahmsweise ein sehr langer Blogbeitrag.
Grundsätzlich noch etwas: Ein Blockchain ist als dezentrale Datenbank zu verstehen. Dezentral deswegen, weil die Einträge über ein peer-to-peer-Netz auf Tausenden, ja Millionen Servern gleichzeitig gespeichert werden. Einträge können Verträge, Texte oder auch kleine, sich selbst exekutierende Verträge (Smart Contracts) etc. sein. Kleine oder große Schritte können mit einer Blockchain sicher dokumentiert werden – was etwa im Bauprozess eine Rolle spielen kann. Aber hier mal ein paar Anwendungen:
Grundbuch
Das Grundbuch ist eigentlich von der Struktur her, ähnlich wie eine Blockchain. Nur halt nicht dezentral gespeichert und daher anfällig für Korruption, Kriminalität etc. Georgien hat genau aus diesem Grund sein Grundbuch mit Bitfury auf eine Blockchain-Basis gebracht. Somit ist fix, was, wann, wem gehört hat – Streitereien waren gestern. Blöd nur für Title Insurance-Versicherungen.
Aber auch andere Länder preschen vor: Schweden arbeitet etwa mit Chromaway zusammen an einem Blockchain-Modell fürs Grundbuch. Warum? Einfach, weil es einem modernen Staat entspreche und man so etwas nicht Unternehmen wie Google überlassen wolle, wird der Chief Digital Officer des Schwedischen Kathasteramtes, Mats Snäll, zitiert.
Weitere Länder, die an einer Grundbuch-Blockchain arbeiten: Slowenien (blocksquare), Chicago (Velox), Indien, Brasilien, Russland und Dubai.
Vermietung und Verkauf
Über die Plattform Averspace habe ich in diesem Blog schon berichtet, die sitzen in Singapur und vermitteln zwischen Mieter und Vermieter – über eine Blockchain, ohne Makler, ohne Notar. Das geht auch beim Verkauf, wie ein Pilotprojekt in Chicago aufzeigt. Und überhaupt, es rittern gerade eine Handvoll Unternehmen um die Vorherrschaft als Marktplatz für Vermögenswerte, was uns zum Thema Investments bringt.
Investments
Tokenization heißt hier das Zauberwort. Es bedeutet, dass größere Investmentsummen auf viele, kleine Summen aufgeteilt und über die Blockchain geografisch unbegrenzt verfügbar gemacht werden. Ganz wie bei einem Fonds, bloß halt ohne Managementfees, weil automatisiert abgewickelt und für jeden zeichenbar, der auch zahlt. Denn das Geld fließt meist in Form von Kryptowährung. Hier ein Beispiel aus Deutschland, das bereits real ist (unter bestehenden Rahmenbedingungen!):
Brickblock hat aktuell drei Objekte zur Beteiligung vorbereitet. Ab 100 Euro ist man dabei. Konkret wechselt man einen Betrag in die Kryptowährung Ether und tauscht diese dann in Anteilsscheine an der Projektgesellschaft. Diese steht auch im Grundbuch. 800.000 Euro von 2,2 Mio. Euro Projektvolumen will Brickblock so herein bekommen.
Ist das wie Crowdfunding? Ja. Bloß die Abwicklung des Ganzen läuft halt automatisiert und ist daher auch kostengünstiger. Eine Beteiligung ist jederzeit nachweisebar, eine Aktie in Papierform könnte auch mal verloren gehen, in der Blockchain ist das unmöglich.
Interessant ist, dass für solche Investments viel leichter ein Sekundärmarkt auf einer Blockchain entstehen könnte.
Folgende Blockchain-Unternehmen versuchen gerade weltweit eine Marktplatz für Vermögenswerte bzw. Immobilien aufzubauen: Latoken, Atlant, imbrex, Real Property Token u.a. Das österreichische Crowdinvestment-Unternehmen Conda sammelt auch gerade Investorengeld ein (bei Blockchain-Start-ups heißt das ICO, Initial Coin Offering, da kann man sich bei der grundsätzlichen Geschäftsidee des Unternehmen beteiligen), um ihre Plattform auf eine Blockchain umzubauen.
Auch Crypto Real Estate befindet sich gerade in so einer ICO-Geld-Einsammel-Phase. Was wollen sie damit dann machen? Sie wollen ein Gewerbeimmobilien-Portfolio aufbauen, das dann mittels Blockchain bewirtschaftet wird. Die Firma bezieht ihren operativen Gewinn dann aus der Immobilienbewirtschaftung selbst: 20 Prozent davon behält sie ein, 80 Prozent reinvestiert sie – so der Plan.
Bau und BIM
Blockchains sind perfekt zum schnellen und transparenten Zusammenarbeiten, deshalb könnte die Technologie auch BIM zum Durchbruch verhelfen, so eine Studie vom Londoner Ingenieurbüro Arup.
Logisch: Jeder Fortschritt im Bau kann als Smart Contract gespeichert werden und auch in Kryptowährung an Ingenieure und Architekten bezahlt werden.
Und auch Tracking und Tracing kann damit eindeutig und leicht nachvollzogen werden: Jederzeitige Kontrolle, welche Baustoffe sich wo befinden, geht einer der Neige zu wird er automatisch beim besten Anbieter geordert und trifft er dann auf der Bausstelle ein und wird gescannt (oder mittels Chip getrackt), löst ein Smart Contract die Bezahlung aus.
FM/Betrieb/Hausverwaltung
Wie im Bauprozess, können Smart Contracts auch in Verbindung mit automatisierter/bedarfsorientierter Wartung erfolgen: automatische Bestellung von Hautechnik-Teilen, die oft gebraucht werden, sind da nur eine Idee. Für alle repetitiven, kleinen Aktionen eignet sich das. Oder wenn es um Energie geht, da gibt es das gerne zitierte Beispiel von der intelligenten Lampe, die von selbst den günstigsten Stromanbieter findet und dann über einen Smart Contract automatisch den Stromliefervertrag mit diesem Anbieter abschließt. IN der Hausverwaltung sind auch von banalen Mieterabrechnungen bis zu Haftungsthemen für eine Blockchain sinnvoll.
Im Webinar konnte ich nicht genauer auf Anwendungen im Gebäudebetrieb eingehen, aber hier sind zwei Artikel dazu. Die geben einen ganz guten Impuls: Hier der eine, und hier der andere.
Energie
Das Einspeisen von gewonnenem Strom ins Netz ist nicht so leicht. Außer man macht es über eine Blockchain. OK, am Anfang sicher auch kompliziert, aber grundsätzlich. Denn mit den schnellen, weil automatischen Verträgen lassen sich leichter Strommengen von Dach der Eigentümergemeinschaft X ins Netz vom gerade best zahlenden Stromanbieter Y einspeisen. Das Wiener Viertel Zwei hat dazu ein Pilotprojekt.
Retail
eLocations nennt sich ein Schweizer Unternehmen, das ebenfalls gerade den ICO durchläuft. Zwei Ideen sollen mit dem Geld verwirklicht werden: einerseits eine Plattform, die die Qualität von Einzelhandelsstandorten aus anonymisierten Mobilfunk- und Kreditkartendaten ableitet, und andererseits eine Infrastruktur zur Erstellung automatisierter Mietverträge für den Retailbereich.
App für Anwender
Lässige Idee von Velux: eine App, bei der man nach Eingabe des Grundrisses und der Dachneigung den Tageslichteinfall simulieren kann, in 360-Grad-Ansicht oder mit Virtual Reality.
Reinigung 2.0
Waschraum 2.0! In Waschräumen und Sanitäranlagen in gewerblich genutzten Immobilien können schon heute mittels smarter Produkte und Services Effizienz- und Qualitätssteigerungen erzielt werden. IoT lässt grüßen. Bei manchen ist es schon normal, dass Füllstände aller in Waschräumen befindlichen Spender für Seife, Handtücher, Toilettenpapier ebenso mit elektronischen Meldesystemen für Füllstand und Energieverbrauch ausgestattet sind wie Mülleimer. Die Menge der abgegebenen Verbrauchsmaterialien wird analysiert, Versorgungsengpässe gehören der Vergangenheit an. Durch die intelligente Vernetzung herrscht ein hohes Maß an Transparenz bei Verbrauchsmaterial und Waschraumnutzung.
Der Nutzen: Facility Manager können effizienter steuern, Prozesse effizienter gestalten und darüber hinaus die Zufriedenheit von Gästen und Mitarbeitern erhöhen. Mit dem hohen Mehrwert, der aus der konsequenten Anwendung dieser Möglichkeiten gezogen werden kann, beschäftigt sich ein aktuelles Whitepaper von Lünendonk. Es kann kostenfrei hier downgeloaded werden.
GVA nun wieder GVA
Na das ist ein hin und her. Jetzt haben sich Apleona (vormals Bilfinger Berger) und GVA nun doch wieder getrennt. Oder: wurden getrennt, von deren Mutter nämlich (EQT aus Schweden). GVA ist vor allem in Großbritannien ein starker Immoberater und Dienstleister, ähnlich wie bei uns CBRE, JLL, EHL etc. 2014 hat wurde GVA dann von Bilfinger Berger geschluckt, die wiederum verkauften ihre Immobilien-Geschäfte an die Schweden ab. Jetzt jedenfalls sollen Apleona und GVA parallel als Marken existieren.
Alles über BIM
Alle reden davon, keiner tut es: BIM – Building Information Modeling. BIM basiert auf einem intelligenten digitalen Gebäudemodell, das allen Projektbeteiligten – vom Architekten und Bauherrn über den Haustechniker bis hin zum Facility Manager – ermöglicht, gemeinsam an diesem integralen Modell zu arbeiten und dieses zu realisieren. BIM verspricht Effizienz, keine Schnittstellenprobleme, Kostenreduktion und eine bessere Ressourcenplanung. Die heimische Bauwirtschaft ist interessiert – aber vorsichtig.
BIM-Vorreiter und anerkannte Praktiker informieren in dem neuen Buch BIM – Digitale Revolution und ihre Grenzen von der Theorie bis zu praktischen Erfahrungen, wie man mit den Herausforderungen umgeht. Konzipiert und aufbereitet hat das Werk die erfahrene Journalistin Gisela Gary.
Das digitale Hotelzimmer
Wie das „Internet of Things“-Hotelzimmer aussehen könnte, damit beschäftigt sich Marriott derzeit gemeinsam mit den Firmen Samsung und Legrand in einem Projekt namens IoT Guestroom Lab. Dabei soll untersucht werden, wie verschiedene Geräte, Apps und Systeme so miteinander kommunizieren, dass der Aufenthalt angenehmer gestaltet wird. In einer Aussendung heißt es: „Die Technologie im IoT Guestroom Lab ermöglicht es beispielsweise, einen virtuellen Assistenten um einen Weckalarm zu bitten, Yoga-Übungen an einem Ganzkörperspiegel zu zeigen, zusätzliche Reinigungsdienste anzufragen oder mit einer im Gästeprofil gespeicherten Wunschtemperatur zu duschen – alles per Sprache oder App.“
Nach einer dreimonatigen Testphase des Labs wollen die Unternehmen das Feedback analysieren. Für Gäste sollen die Technologie-Elemente dann innerhalb der nächsten fünf Jahre in den Hotelzimmern erlebbar sein.
Foto: Marriott International
Neue TGA-Veranstaltung in Wien
„BTA Building Technology Austria“ heißt das neue Baby der Reed Messe, das Hybrid aus Kongress, Messe und Networking-Veranstaltung wird im Herbst 2018 zum ersten Mal stattfinden und ist als B2B-Event konzipiert.
Datum: 12. und 13. September 2018, Infos hier.
Automatisierter Asset-Check
Bulwiengesa und Drees + Sommer haben eine digitale Bewertung/Asset Check gestartet. Lage, Markt, Ertrag und Kosten werden analysiert.
Aus welchen Fenstern sehe ich die Karlskirche?
Eine Frage, die sich kaum einer stellen traut, denn wer soll schon eine Antwort darauf kennen?
Mittels digitaler Bildtechnik ist das keine Zukunftsmusik mehr. Denn zum einen könnten gut gemachte Innenaufnahmen im Rahmen der 3D-Vermarktung solche Fragen beantworten. Bei picmyplace werden zum Beispiel die Aussichten aus dem Fenster vom Profifotografen mit aufgenommen (normalerweise befinden sich bei Laienaufnahmen ja nur weiße, überbelichtete Flecken in diesem Bereich).
Eine Antwort auf die Aussicht liefert aber auch das Vermessungsbüro Meixner. Hier kann man sogar die Aussicht aus noch nicht gebauten, sondern geplanten Fenstern simulieren! Basis dafür ist das interaktive 3D Stadtmodell von Wien, das angeblich eine Genauigkeit von 10 cm aufweist.
Auch umgekehrt geht das: Von wo aus ist das eigene Gebäude sichtbar? „Gerade bei größeren Bauprojekten kann unser System als einziges System weltweit objektiv Sichtbarkeiten simulieren und so eine gewisse Rechtssicherheit schaffen. Wir konnten so unseren Kunden bei der Einreichung von Projekten behilflich sein und etwaige Bedenken von Seiten der Stadtplanung frühzeitig ausräumen“, heißt es aus dem Vermessungsbüro.
Der Soft-Relaunch der Immobilienwirtschaft
Die Immobilienwirtschaft wurde leicht adaptiert – sie ist frecher, poppiger, geiler!
IG: Taten, Werte, Fakten
Eine Erfolgsbilanz zieht IG Immobilien in ihrem aktuellen Geschäftsbericht. Das freut uns – auch weil der Bericht aus dem Kommunikationsbüro von immobranche.at kommt. Konzept, Redaktion und Umsetzung alles aus einer Hand. Was soll ich sagen: Natürlich absolut sehenswert, vor allem aber auch wegen der Ergebnisse und der neuen Projekte der IG 😉 Hier kann man den Bericht downloaden.
DefectRadar wird PlanRadar
Ganz schön beachtlich, was diese Burschen aufgebaut haben: Die Applikation für Baudokumentation und Mängelmanagement, die bislang DefectRadar hieß, wird mittlerweile von über 800 Kunden in 17 verschiedenen Ländern verwendet. Respekt! Jetzt wird das Ding jedenfalls umbenannt. PlanRadar heißt das Service ab jetzt. Warum? Geschäftsführer Domagoj Dolinsek erklärt das so:
Ursprünglich hatten wir unsere Software für das rasche und transparente Mängelmanagement entwickelt, viele Kunden verwenden die Applikation heute aber schon im gesamten Lebenszyklus einer Immobilie, von der Planung über die Ausführung bis zum Facility Management sowie für das komplette Task- und Projektmanagement – deswegen benennen wir die Software jetzt in PlanRadar um.
FM: Kosteneinsparung war gestern
Nicht mehr Kosteneinsparung, sondern Werterhaltung, Umweltschutz und Nachhaltigkeit seien die wichtigsten Faktoren in den FM-Abteilungen der großen Unternehmen. Das ist ein Ergebnis einer Studie des IFM der TU Wien über die Bedarfsseite im Facility Management: Die 500 größten Unternehmen in der Schweiz, in Deutschland und Österreich wurden zu ihrem FM befragt. 90 Prozent dieser Unternehmen haben demnach eine eigene FM Abteilung.
Mehr als die Hälfte der Unternehmen haben den Betrieb der Immobilien zu mehr als 50% outgesourct. Die Anzahl der Unternehmen, die aber nur einen bis zwei Dienstleister mit allen Services betrauen ist immer noch sehr gering. Also scheinen die reine Kostenorientierung und das Voranschreiten der Gesamtanbieter zumindest bei den großen Auftraggebern nicht der Realität zu entsprechen, schlussfolgert die Untersuchung.